Ende letzten Jahres machte eine Meldung die Runde durch sämtliche Medien, die die Strickwelt durchaus auch anbelangt und berührt. In Strickforen und Blogs - zumindest in denen ich mitlese - fiel jedoch kein Wort davon. Dies ist für mich umso mehr ein Grund, etwas dazu zu schreiben. Als Strickerin, Vegetarierin und Teilzeit-Veganer mit Bildung und Drang mich auch politisch zu beteiligen kann ich dies nicht, wie viele andere, an mir vorbeigehen lassen.
Es geht hierbei um Angora-Wolle.
Peta veröffentlichte Ende letzten Jahres folgendes
Video, welches den Gewinnprozess von Angorawolle zeigt. Dabei wird den Kaninchen das Fell von Hand ausgerissen. Man kann sich - vielleicht besonders als Frau - vorstellen, wie schmerzhaft dies ist. Andere Kaninchen werden - nicht minder grausam - geschoren.
Nach der Veröffentlichung dieses Videos begannen die großen Modehäuser H&M und C&A Kleidung aus Angora aus ihrem Sortiment zu nehmen. Ich meine gelesen zu haben, daß dies nur bei Kleidung geschehen kann, die sie explizit als solche aus Angora bewerben, da man sonst ja alle Etiketten durchlesen müßte. Selbstverständlich ist diese Handlung davon motiviert bei den Kunden einen möglichst guten und netten Eindruck zu hinterlassen - man kümmere sich ja. Das, was für mich weitaus bedeutender ist, ist die Gleichgültigkeit der Strickwelt gegenüber diesem Thema. So wie sie auch gegenüber dem Gewinn anderer Wolle herrscht. Daß für Seide - Bestandteil vieler Garne - Raupen lebendig gekocht werden, ist ja lange bekannt.
Daß Merinoschafen jedoch
großflächig Haut weggeschnitten wird, damit sich diese nicht entzündet, ist noch nicht an die Öffentlichkeit gelangt. Vielleicht wird dies damit entschuldigt, daß dies ja "nur" außerhalb Europas (z.B. Australien) passiert. Jedoch wird der Großteil der Merinowolle von außerhalb Europas bezogen.
Mir selbst macht dies ein furchtbar schlechtes Gewissen. Die Merinosocken und das Tuch, welche ich mir vor Jahren gestrickt habe, mag ich daher kaum noch tragen. Kaufen werde ich mir die Wolle nicht - auch wenn sie sich noch so schön weich und kuschelig anfühlt. Auch auf Seide verzichte ich soweit wie möglich. Ein Knäul Angorawolle in zartem Gelb (Lacewolle) fand ich noch in meiner Sammlung. Neue wird ganz sicher nicht dazukommen und diese werde ich ersteinmal nicht verstricken. (Tut mir leid, liebe Kaninchen.)
Natürlich ist mir klar, daß diese Problematiken auch für
Schurwolle gelten und vermutlich für alles andere Tierhaar, das verarbeitet wird. Und ich stehe dazu, daß ich Wolle als Naturmaterial sehr schätze. Dennoch macht es mir furchtbares Kopfzerbrechen, wie diese auf freundliche Art und Weise gewonnen werden können. Gnadenhöfe halten zwar auch Schafe, scheren diese, verkaufen oder verarbeiten die Wolle jedoch (leider!) nicht weiter. Diese wäre eigentlich das ideale Produkt, für das ich gerne auch etwas mehr Geld ausgeben würde. Es wäre von Schafen, die freundlich gehalten werden und nicht auf Teufel komm raus geschert und
geschlachtet werden. Was die
Alternativen aus Kunstfaser angeht, so bin ich von ihnen nicht überzeugt - werde sie (sowie Baumwolle und Leinen) zunehmend in mein Sortiment aufnehmen. Wie jeder andere Stricker sammelte ich jedoch (leider) einen Vorrat an, den ich auch aufbrauchen werde.
Auch wenn Stricken ein nettes Hobby ist und unpolitisch scheint - das ist es auf keinen Fall. (Man kann in dieser Welt nicht unpolitisch sein.)
Hiermit appeliere ich an die Strickwelt, sich Gedanken darum zu machen, was durch unsere Hände geht, und auch Position zu beziehen.
Mit lieben Grüßen.
Hier einige Artikel und Videos:
Angorawolle:
Zeit.de
Sueddeutsche.de
Focus.de
Wirtschaftswoche Green
Merino- bzw. Schafswolle:
Peta
Peta
Peta
Peta
HugsfürHikers.com
Tierschutzbund.de